Ob Aluminium in Deos bedenklich ist, wird seit Längerem diskutiert. Doch was viele nicht wissen: Das giftige Metall steckt auch in unserem Essen – und kann so die Gesundheit schädigen. Auch wenn sich der Stoff im Alltag nicht vollständig vermeiden lässt, lohnt es sich, die Aufnahme zu reduzieren.
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Schon seit einiger Zeit werben viele Kosmetikhersteller damit, dass ihre Deos frei von Aluminium sind. Immer häufiger warnen Experten davor, dass das Leichtmetall der Gesundheit schaden kann.
Doch Aluminium begegnet uns nicht nur in Kosmetikprodukten, sondern an vielen weiteren Stellen unseres Alltags: Es steckt in Alufolie und Kaffeekapseln, naturbedingt in verschiedenen Nahrungsmitteln, und geliefertes Essen wird darin verpackt. Sogar Brezeln vom Bäcker enthalten Aluminium.
Letztendlich nehmen wir das Leichtmetall – egal ob über Lebensmittel oder Kosmetika - in unserem Körper auf. Und das wohl in viel zu hohen Mengen – zu dem Ergebnis kamen die Experten vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Sie haben erstmals abgeschätzt, wie viel Aluminium Menschen in Deutschland insgesamt aufnehmen.
Für die Einschätzung sei die gesamte Aluminiumaufnahme der Bevölkerung - oral und über die Haut - aus verschiedenen Quellen bewertet worden. Ihr Ergebnis: Personen in allen Altersgruppen laufen dauerhaft Gefahr, die als unbedenklich geltenden Mengen an Aluminium deutlich zu überschreiten.
Wir sind bereits naturbedingt von Aluminium umgeben: Es ist das dritthäufigste Element der Erdkruste und in den meisten Gesteins- und Erdarten der Welt zu finden. Aluminium ist Teil der Vegetation und daher sogar im Trinkwasser enthalten. Man findet es natürlicherweise in verschiedenen Lebensmitteln wie Gewürzen, Teeblätter, Kakao, Gemüse, Fleisch, Hülsenfrüchten oder Getreide.
Doch für Lebewesen ist das Spurenelement in der Ernährung nicht wichtig. Im Gegenteil: Immer mehr Forschungen beschäftigen sich mit möglichen schädlichen Auswirkungen von Aluminium auf den Körper. In Tierstudien wurde nachgewiesen, dass der Stoff die Fortpflanzung und das sich entwickelnde Nervensystem beeinträchtigen kann. Er wirkt neurotoxisch, also schädlich auf das Nervensystem und kann somit als Nervengift bezeichnet werden.
Auch das BfR bestätigt Entwicklungsstörungen des Gehirns und der Motorik sowie Schäden an Nieren, Leber und Knochen als mögliche Folgen einer hohen Aluminium-Aufnahme. Insbesondere für junge Menschen sei das kritisch zu sehen, da es sehr lange im Körper gespeichert werde. Nähmen junge Frauen zum Beispiel allein über Kosmetik hohe Mengen davon auf, könnten bei einer Schwangerschaft die ungeborenen Kinder ebenfalls einer erhöhten Alu-Konzentration ausgesetzt sein, so das Institut.
Insbesondere auch in der Alzheimer-Forschung wird die scheinbare Omnipräsenz des Leichtmetalls kritisch betrachtet. Denn Aluminium kann die sogenannte Blut-Hirn-Schranke überwinden. Eigentlich ist diese Schranke sehr dicht, dadurch soll das Gehirn vor giftigen Stoffen geschützt werden. Doch mit dem Alter steigt die Aluminiumkonzentration im Gehirn an, der Stoff kann sich im Körper anreichern. Im Rahmen verschiedener Studien wurden bei Alzheimer-Patienten besonders hohe Aluminiummengen in den Nervenfasern ihrer Gehirne festgestellt. Noch ist allerdings nicht klar, ob dies eine Begleiterscheinung der Krankheit ist oder die stark erhöhten Mengen als Ursache zu betrachten sind.
Aluminium steht außerdem in Verdacht Brustkrebs auszulösen. Ob das stimmt, ist jedoch nicht ausreichend erforscht. Allerdings ist bewiesen: Aluminiumsalze in Deodorants sind löslich, können die Haut durchdringen und an Körperzellen gelangen. Das BfR rät daher, Deos mit Aluminium möglichst zu vermeiden. Denn: Es geht davon aus, dass ein Großteil der Bevölkerung bereits allein durch den Verzehr von Lebensmitteln die gesundheitlich verträgliche Menge an Aluminium aufnimmt. Wird dieses zusätzlich über die Haut aufgenommen, kann die Grenze möglicherweise besonders schnell überschritten werden.
Laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit liegt eine tolerierbare wöchentliche Menge für die Aufnahme über die Nahrung bei einem Milligramm Aluminium pro Kilogramm Körpergewicht. Eine 60 Kilogramm schwere Frau dürfte also lebenslang pro Woche 60 Milligramm zu sich nehmen.
Eine komplette Vermeidung von Aluminium ist daher nicht nötig – und wird auch kaum gelingen. Doch bereits durch eine Reduzierung der Aluminiumaufnahme kann man laut BfR mögliche Gesundheitsrisiken minimieren. Ein paar gezielte Maßnahmen können helfen:
Saures nicht in Alufolie: Verwenden Sie Alufolie nur wenn nötig. Wie brisant das Thema Aluminium ist, sieht man unter anderem auch daran, dass der Gesetzgeber Alufolien-Hersteller bereits zu einem Warnhinweis auf der Verpackung verpflichtet: "Aluminiumfolien dürfen nicht mit säure- oder salzhaltigen Lebensmitteln in Berührung kommen. Die Folien können sich in diesen Fällen auflösen." Deshalb: Vor allem säure- oder salzhaltige Speisen nicht in Alufolie wickeln oder damit abdecken, da die Säure das Aluminium herauslöst.
Vorsicht bei Laugengebäck: In Laugengebäck werden immer wieder hohe Aluminiumgehalte festgestellt. Die Lauge auf beispielsweise Brezeln reagiert mit den Blechen und löst Aluminium, das dann in den Backwaren landet. Daher gibt es eine Empfehlung für Bäcker, auf Aluminiumbleche zu verzichten. Bei Unsicherheit kann eine Nachfrage bei der Bäckerei Gewissheit verschaffen.
Kein Kochgeschirr aus Aluminium: Vermeiden Sie es, Lebensmittel in Töpfen, Pfannen oder auf Blechen aus Aluminium (wie beispielsweise Campinggeschirr oder Espressokannen) zuzubereiten, wenn diese keine Beschichtung haben. Alupfannen mit intakter Beschichtung sind kein Problem. Töpfe und Pfannen aus Edelstahl sowie eiserne und steinerne Kochgeräte sind allerdings nicht nur für die Gesundheit oft die bessere Wahl, sondern haben auch eine längere Haltbarkeit.Teetrinker sollten auf Aluminiumkannen verzichten. Im Tee enthaltene Gerbstoffe - die sogenannten Tannine - ebnen dem giftigen Metall den direkten Weg in die Flüssigkeit.
Lebensmittel und Getränke aufbewahren ohne Aluminiumbelastung: Verwenden Sie ausschließlich aluminiumfreie Vorratsbehälter und Getränkeflaschen. Vorsicht: Auch Konservendosen können Aluminium enthalten. Ist die Innenbeschichtung beschädigt, sollten die Reste aus offenen Dosen schnell umgefüllt werden.
Auf Aluschalen verzichten: Besser sind langlebige Schalen aus beschichtetem Stahl. Darüber freut sich nicht nur die Umwelt. Bei der Verwendung von Alu-Grillschalen sollte das Grillgut erst nach dem Grillen auf dem Teller gesalzen werden oder mit Zitrone beträufelt werden. Versuchen Sie außerdem Fertiggerichte in Aluschalen und Essen aus Alu-Menüschalen grundsätzlich zu vermeiden.
Aluminiumhaltige Zusatzstoffe in Lebensmittel erkennen: Aluminiumhaltige Verbindungen dürfen manchen Fertigprodukten als Zusatzstoff beigefügt werden. Zwar wurden einige Zusatzstoffe mittlerweile verboten, doch manche dürfen nach wie vor eingeschränkt verwendet werden. Vor allem Fertig-Backwaren, Backmischungen, Fertigkuchenteig, Donuts, Waffeln, Laugenbrezeln, farbige Süßigkeiten, Vanillepulver, Kaffeeweißer, Käse und Tafelsalz können Aluminiumverbindungen enthalten. Wer auf aluminiumhaltige Zusatzstoffe verzichten möchte, kann in der Zutatenliste nachschauen, ob ein Lebensmittel entsprechende Stoffe enthält. Im Einzelnen handelt es sich bei den Zusatzstoffen um den Farbstoff Aluminium (E173), um die Stabilisatoren Aluminiumsulfat (E520), Aluminiumnatriumsulfat (E521) und um Aluminiumammoniumsulfat (E523).